Sprit wird laufend günstiger
Die Benzinpreise in Deutschland, Österreich und der Schweiz, setzen ihren Abwärtstrend fort. Wie der Autoklub ADAC am Mittwoch auf Basis seiner wöchentlichen Preisanalyse von über 14.000 deutscher Tankstellen bekannt gab, hat der Preis für einen Liter Super E10 ein neues Jahrestief erreicht. Im Vergleich zur Vorwoche sank der Preis um weitere 1,8 Cent je Liter von 1,698 Euro auf aktuell 1,680 Euro im bundesweiten Durchschnitt. Auch der Dieselpreis ist im Vergleich zur Vorwoche erneut gesunken. Der aktuelle Durchschnittspreis liegt bei 1,570 Euro pro Liter, während er in der Vorwoche noch 1,577 Euro je Liter betrug, was einem Rückgang von 0,7 Cent entspricht.
Die Hauptursache für den Preisverfall ist der deutliche Rückgang des Ölpreises. Am Mittwoch kostete Rohöl der Nordseesorte Brent zeitweise weniger als 74 Dollar je Barrel (Fass zu 159 Liter), was in der Nähe seines Jahrestiefs lag. Noch vor einer Woche lag der Preis bei über 79 Dollar. Es ist noch nicht lange her, dass erste Analysten aufgrund geopolitischer Unsicherheiten einen Anstieg des Ölpreises auf 100 Dollar prognostiziert hatten. Ein wesentlicher Grund für die rückläufigen Preise sei die Angst vor einer Abschwächung der US-Wirtschaft. Zuletzt kam es zu einem weiteren Preisrückgang, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet hatte, dass eine Vereinbarung zur Wiederaufnahme der libyschen Produktion in Aussicht stehe.
Trotz der aktuell massiven Produktionsausfälle in Libyen sorgte am Freitag ein Medienbericht, wonach die Staaten der Opec-plus-Gruppe an ihren Ankündigungen festhalten und die freiwilligen Ölförderkürzungen ab Oktober zurückfahren wollen, für einen kräftigen Dämpfer am Ölmarkt, schreiben die Analysten der Commerzbank. Auch die zuletzt verhaltenen Importe Chinas trugen zur Skepsis bei: „Die schlechte Stimmung in der chinesischen Industrie lässt nicht auf eine rasche Trendwende hoffen.“ Daher bestehe das Risiko, dass die Opec-plus-Gruppe ihren Einstieg in den Ausstieg aus den freiwilligen Förderkürzungen mit deutlich niedrigeren Preisen bezahlen muss.
Die Ölstaaten des Ölkartells haben durch ihre eigene Politik teilweise die Konkurrenz gestärkt. „Die Opec-plus-Gruppe hat sich mit ihrer Politik in ein Dilemma gebracht“, erklärt Frank Schallenberger, Ölfachmann der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die Opec-Staaten hätten die Förderung lange künstlich beschränkt, den Preis damit hochgehalten und Marktanteile verloren. „Würden sie die Förderung jetzt stark erhöhen, würde der Ölpreis noch weiter abstürzen“, meint Schallenberger. Besonders profitiert hätten die Vereinigten Staaten von der Opec-Politik. Dort sei die Förderung 2023 um 1,1 Millionen Barrel je Tag gestiegen. Im laufenden Jahr habe die Dynamik jedoch nachgelassen, aktuell betrage das Plus bei der amerikanischen Förderung nur 0,1 Millionen Barrel je Tag. „Offensichtlich bietet das aktuelle Preisniveau nicht mehr genügend Anreize für die amerikanischen Fracker, um den Output noch weiter stark zu erhöhen“, sagt Schallenberger.
Bereits im August waren die Kraftstoffpreise trotz der Urlaubsreisewelle niedriger als zuvor. Laut ADAC war dieser Monat sogar der mit den niedrigsten Spritpreisen in diesem Jahr. Verantwortlich dafür waren die vergleichsweise niedrigen Rohölpreise sowie der vergleichsweise starke Wechselkurs des Euro zum Dollar. Die Bundesbank hatte zudem berichtet, dass die Margen der Mineralölunternehmen aktuell eher niedrig seien, was sich jedoch ändern könnte. Hinter dieser Entwicklung könnte die schwache Konjunktur stecken.
Früher stiegen die Spritpreise oft plötzlich, wenn die Ferien begannen oder die Rückreisewelle anstand. Das Bundeskartellamt reagierte darauf mit einer Untersuchung über eine „implizite Koordination“ der Spritpreis-Strategien und dem Aufbau einer Markttransparenzstelle. Heutzutage schwanken die Kraftstoffpreise im Tagesverlauf stärker als früher, dafür sind die früher üblichen Preisaufschläge zu Ferienbeginn und -ende, sowie zu Ostern und Weihnachten offenbar geringer geworden oder, nach Ansicht einiger Benzinfachleute, sogar ganz verschwunden.